3. Die Arrange-Ansicht und Spuren
Nachdem wir alle Bestandteile des Programmfensters von Bitwig Studio besprochen haben, lassen Sie uns in die Welt der Arrange-Ansicht eintauchen. Wir beginnen mit einem Blick auf einige Schlüsselelemente des Arranger-Panels. Wir werden uns danach die verschiedenen Arten von Spuren in Bitwig Studio anschauen und grundlegende Editierfunktionen erklären. Am Schluss werden wir noch eine kurze Einführung in das Inspektor-Panel geben.
Das Arranger-Panel
Im Gegensatz zu Bildhauerei, Malerei oder Architektur ist Musik eine Kunstform, die immer an Zeit gebunden ist. Wenn wir ein Musikstück hören, sei es nun zu Hause oder auf einem Konzert, erstreckt sich dieses für uns über denselben Zeitraum und mit demselben Tempo wie für jeden anderen Zuhörer. Obwohl Musik bei der Aufführung oder Komposition zu großen Teilen auf Improvisation beruhen kann (siehe Kapitel 6: Der Clip-Launcher), hat jede Performance für uns Zuhörer eine feste Struktur. Und weil die meisten Produktionen immer noch auf einer festen Song-Struktur basieren, werden wir uns nun zuerst der Arrange-Ansicht und dem Arranger-Panel widmen, mit dem wir unsere Arrangements erstellen können.
Das Arranger-Panel ist einzigartig in Bitwig Studio: Es ist nur in einer Ansicht verfügbar (der Arrange-Ansicht), und dort nur als zentrales Panel. Der Arranger hat eine zentrale Bedeutung in Bitwig Studio, denn nur hier können Sie Ihr musikalisches Arrangement auf eine traditionelle, lineare Weise erstellen. Im Folgenden sehen Sie den Arranger, nachdem eine neue Datei erstellt worden ist.
Wir werden nun verschiedene Abschnitte des Arranger-Panels untersuchen.
Arrange-Bereich, Arranger-Zeitleiste und Zoomen
Das wichtigste Element ist die Arranger-Zeitleiste, die im Moment noch leer ist. Wie Sie vielleicht schon auf früheren Abbildungen (oder durch das Öffnen einer Demo-Session) gesehen haben, ist dies der Bereich, wo Sie Ihr Song-Arrangement mit Clips und Spur-Automation erstellen. Immer wenn wir von einem "Arranger-Clip" sprechen, meinen wir einen Clip, der sich innerhalb dieses Arrangers befindet.
Der Arranger ist horizontal angelegt und stellt den Zeitverlauf von der linken Seite des Bildschirms bis zur rechten Seite dar. Dies kann man anhand des Taktlineals am oberen Rand des Arrangers sehen. Die ganzen Zahlen – 1
, 2
, 3
usw. – markieren den Beginn eines neuen Taktes.
Um die Zoom-Stärke anzupassen, bewegen Sie die Maus in den Bereich mit den Takt-Zahlen innerhalb des Takt-Lineals. Der Cursor verwandelt sich in eine Lupe und zeigt somit an, dass wir uns im Zoom-Modus befinden. Klicken und halten Sie nun die Maustaste. Wenn Sie die Maus nach oben ziehen, zoomen Sie hinein, wenn Sie sie nach unten bewegen, zoomen Sie heraus. Sie können die Maus außerdem nach rechts oder links ziehen, um innerhalb der Arranger-Zeitleiste horizontal zu scrollen.
Andere Möglichkeiten, um die Zoom-Stärke zu verändern:
Drücken Sie entweder PLUS oder CTRL+PLUS ( CMD+PLUS on Mac), um hineinzuzoomen, und entweder MINUS oder CTRL+MINUS ( CMD+MINUS beim Mac), um herauszuzoomen.
Halten Sie CTRL+ALT gedrückt und klicken und ziehen Sie mit der Maus auf einen Bereich innerhalb des Arrangers. Falls Ihre Maus oder Ihr Trackpad eine Scrollfunktion unterstützt, können Sie im Arranger auch CTRL+ALT gedrückt halten und dann hoch- oder runterscrollen.
Falls Sie eine Drei-Tasten-Maus besitzen, können Sie mit der mittleren Maustaste innerhalb des Arrangers klicken und ziehen.
Falls Sie ein Trackpad besitzen (besonders beim Mac), dehnen oder stauchen Sie diagonal mit zwei Fingern auf dem Trackpad.
Sie werden feststellen, dass das Taktlineal mehr Dezimalstellen anzeigt, je größer die Zoomstufe ist. Je nach Vergrößerung werden die Werte auf der Zeitleiste entweder als BARs
, BARs.BEATs
oder BARs.BEATs.TICKs
dargestellt.
Sie können außerdem mit der rechten Maustaste auf einen Bereich des Taktlineals klicken, um das Echtzeitlineal einzublenden, welches die Projektzeit in MINUTEn:SEKUNDEn.MILLISEKUNDEn
anzeigt.
Taktraster-Einstellungen
Wenn Sie die Zoomstufe im Arranger verändern, werden Sie bemerken, dass sich auch die Linien des Rasters im Arrange-Bereich ändern. Dies ist abhängig von der Taktraster-Einstellung, die Sie im unteren Bereich des Arrangers rechts neben dem horizontalen Scrollbalken finden.
Der angezeigte Wert entspricht der gerade verwendeten Einstellung. Mit einem Klick auf den Wert erscheinen die verschiedenen Grid-Einstellungen.
Die Taktraster-Auflösung (oben angezeigt als 1/16
für Sechzehntelnoten) zeigt an, welches musikalische Intervall durch die Rasterlinien dargestellt wird. In einem neuen Projekt ist immer das adaptive Taktraster voreingestellt (der obere Schalter mit dem Lupensymbol und der Beschriftung Adaptiv). Wenn das adaptive Taktraster aktiviert ist, ändert sich abhängig von der Zoomstufe auch immer die Taktraster-Auflösung.
Um das adaptive Taktraster ein- oder auszuschalten, klicken Sie auf den entsprechenden Schalter innerhalb der Taktraster-Einstellungen oder drücken Sie SLASH .
Anmerkung | |
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Auf einer deutschen Tastatur ist das Tastaturkommando BINDESTRICH . |
Um die Auflösung des Taktrasters manuell einzustellen, stellen Sie zunächst sicher, dass das adaptive Taktraster deaktiviert ist. Sie können dann die Auflösung des Taktrasters mit der Maus verändern oder die Tastaturkommandos KOMMA oder PUNKT verwenden, um die Auflösung zu erhöhen bzw. zu verringern.
Rechts neben dem Schalter für die Auflösung des Taktrasters gibt es noch einen weiteren Parameter. Die Taktraster-Unterteilung (in der Abbildung oben durch straight
angezeigt) bestimmt die rhythmische Gruppierung, die für die Taktraster-Auflösung verwendet wird. Die Standardeinstellung straight
bedeutet beispielsweise, dass geradzahlige Werte verwendet werden. Andere mögliche Werte sind triole
oder 3t
(Triolen), quintole
oder 5t
(Quintolen) und septole
oder 7t
(Septolen).
Um die Taktraster-Unterteilung manuell einzustellen, stellen Sie zunächst sicher, dass das adaptive Taktraster deaktiviert ist. Sie können dann die Unterteilung des Taktrasters mit der Maus verändern oder die Tastaturkommandos ALT+KOMMA oder ALT+PUNKT verwenden, um die Unterteilung zu erhöhen bzw. zu verringern.
Spur-Header
Die horizontalen Linien, die Sie im Arrange-Bereich sehen, unterteilen diesen in einzelne Spuren. Links vom Arrange-Bereich sehen Sie die Spur-Header.
Jeder Header besteht aus den folgenden Anzeigen und Bedienelementen für die jeweilige Spur:
Spur-Farbbalken: Eine Anzeige der Farbe, welche der Spur zugeordnet ist.
Spursymbol: Ein Symbol, das den Typ der Spur anzeigt.
Spurname: Der Name, welcher der Spur zugewiesen ist.
Lautstärkefader: Ein Regler für den Ausgangspegel der Spur.
Aufnahmeschalter: Schaltet die Spur in den Aufnahmezustand.
Soloschalter: Sobald bei einer Spur der Soloschalter aktiviert ist, werden nur Spuren mit aktiviertem Soloschalter wiedergegeben.
Mute-Schalter: Schaltet die Spur stumm.
Automationsspur-Schalter: Ein Schalter, um die Automationskurven der Spur anzuzeigen oder zu verbergen (siehe Automationsspuren im Arranger).
Lautstärkeanzeige: Stereo-Anzeige für den Ausgangspegel der Spur.
Schalter für Arrange-Ansichten
Sowohl oberhalb als auch unterhalb des Spur-Headers befinden sich die Schalter für Arrange-Ansichten. Ähnlich den Panel-Symbolen in der Fußzeile legen Sie mit jedem dieser Schalter fest, was im Arranger-Panel angezeigt wird.
Die oberen Schalter sind:
Clip-Launcher-Schalter: schaltet die Anzeige des Clip-Launcher-Panels (siehe Das Clip-Launcher-Panel) innerhalb des Arranger-Panels an oder aus.
Arranger-Schalter: schaltet die Anzeige des Arrangers innerhalb des Arranger-Panels an oder aus.
Anmerkung Es muss entweder das Clip-Launcher-Panel oder der Arranger innerhalb des Arranger-Panels sichtbar sein. Falls nur einer der beiden sichtbar ist und Sie ihn ausblenden, wird automatisch der jeweils andere eingeblendet.
Werkzeugmenü: Hiermit können Sie zwischen den verschiedenen Werkzeugen von Bitwig Studio umschalten.
Sie können auch mit einem Rechtsklick innerhalb der Zeitleiste eines Panels das Kontextmenü öffnen und dort das Werkzeug wechseln.
Werkzeuge finden sich nicht nur im Arranger-Panel. Jedes Panel mit einer Zeitleiste besitzt eine eigene Auswahl an Werkzeugen. Dies erlaubt Ihnen, in jedem Panel ein anderes Werkzeug zu verwenden.
Das Auswahl-Werkzeug dient zum Auswählen und Verschieben von Events. Ein Klick zwischen zwei Punkten auf einer Automationslinie erstellt einen neuen Automationspunkt. Ein Doppelklick in einem leeren Bereich erstellt ein neues Event, z. B. einen leeren Clip oder einen neuen Automationspunkt. Sie können zu diesem Werkzeug wechseln, indem Sie die Taste 1 drücken. Wenn Sie das Werkzeug nur für eine Aktion brauchen, können Sie auch temporär zu diesem wechseln, indem Sie die Taste 1 gedrückt halten, mit der Maus die Editierung vornehmen und danach die Taste wieder loslassen.
Anmerkung Dies ist das Hauptwerkzeug in Bitwig Studio. Alle Bearbeitungsfunktionen, die in diesem Handbuch beschrieben werden, setzen voraus, dass Sie dieses Werkzeug ausgewählt haben. Wenn ein anderes Werkzeug benötigt wird, wird darauf gesondert hingewiesen.
Mit dem Zeitauswahl-Werkzeug können Sie anstatt einzelner Events einen beliebigen Zeitbereich auswählen. Ansonsten verhält es sich wie das Auswahl-Werkzeug. Sie können zum Werkzeug wechseln, indem Sie 2 drücken, oder temporär aktivieren, indem sie 2 während der Editierung gedrückt halten.
Mit dem Stift-Werkzeug können Sie neue Events erstellen. Sie können zum Werkzeug wechseln, indem Sie 3 drücken, oder es temporär aktivieren, indem Sie 3 während der Editierung gedrückt halten.
Mit dem Radiergummi-Werkzeug können Sie Events aus einem selektierten Bereich löschen. Sie können zum Werkzeug wechseln, indem Sie 4 drücken, oder temporär aktivieren, indem sie 4 während der Editierung gedrückt halten.
Mit dem Messer-Werkzeug zerschneiden Sie ein Event in zwei Teile. Sie können zum Werkzeug wechseln, indem Sie 5 drücken, oder temporär aktivieren, indem sie 5 während der Editierung gedrückt halten.
Das Auswahlwerkzeug aktiviert sich automatisch mithilfe der intelligenten Werkzeugauswahl. Abhängig davon, wo genau sich Ihr Mauszeiger befindet, werden unterschiedliche Werkzeuge verfügbar. Auf dieses Verhalten werden wir an geeigneter Stelle noch genauer eingehen. Beachten Sie, dass der Mauszeiger sein Aussehen ändern kann, wenn er sich in der Nähe von Clips befindet.
Die unteren Schalter sind:
Spur-I/O-Schalter: schaltet die Anzeige der Spuren-Ein- und Ausgänge an oder aus (siehe Track-I/O-Einstellungen).
Schalter für die Spurhöhe: schaltet die Höhe der Spuren im Arranger zwischen normaler und halber Größe um (siehe unten). Bei halber Höhe wird der Spur-Header in leicht abgewandelter Form angezeigt.
Effektspuren-Schalter: blendet Effektspuren innerhalb des Arranger-Panels ein oder aus.
Schalter für deaktivierte Spuren: blendet deaktivierte Spuren innerhalb des Arranger-Panels ein oder aus.
Wenn Sie Follow Playback aktivieren, wird die Abspielpositionslinie im Arranger-Panel immer sichtbar sein.
Anmerkung Im Tab Settings des Dashboards gibt es auf der Seite User Interface zwei Einstellungen für den Playhead follow mode:
Mit Scroll by pages scrollt die Anzeige, sobald die Abspielpositionslinie das Ende des gerade angezeigten Bildschirmbereichs erreicht hat. Dies ist die Voreinstellung.
Mit Continuously scroll bleibt die Abspielpositionslinie in der Mitte des Bildschirmbereichs zentriert.
- 0. Willkommen zu Bitwig Studio
- 1. Die Grundlagen von Bitwig Studio
- 2. Die Benutzeroberfläche
- 3. Die Arrange-Ansicht und Spuren
- 4. Browser in Bitwig Studio
- 5. Arranger Clips
- 6. Der Clip-Launcher
- 7. Die Mix-Ansicht
- 8. Einführung in die Devices
- 9. Automation
- 10. Arbeiten mit Audio-Events
- 11. Arbeiten mit Noten
- 12. Operatoren für lebendige musikalische Sequenzen
- 13. Wechseln zwischen Noten und Audiodaten
- 14. Arbeiten mit Projekten und Exportfunktionen
- 15. MIDI-Controller
- 16. Modulatoren, Device Nesting und mehr
- 17. Willkommen im Grid
- 18. Arbeiten mit einem Tablet-PC
- 19. Device-Referenz
- 19. Impressum