11. Arbeiten mit Noten
Wenn wir mit Bitwig Studio Musik produzieren, gibt es zwei Arten von Ausgangsmaterial, das wir verwenden können. Da sind zum einen Audio-Events, die wir im vorherigen Kapitel ausführlich kennengelernt haben. Zum anderen gibt es Noten-Events – oder kurz Noten. Um diese soll es in diesem Kapitel gehen.
Wie bereits in der Einführung des letzten Kapitels angedeutet, handelt es sich bei diesen beiden Kapiteln vielmehr um Teil eins und zwei von der Arbeit mit Clipinhalten. Deshalb ist der Aufbau dem des vorherigen Kapitels sehr ähnlich. Viele derselben Themen werden hier mit Blick auf die Noten behandelt. Wie überall im Handbuch wird auch hier auf Arbeitsweisen hingewiesen, die vorher schon an anderer Stelle beschrieben worden sind.
Wir werden uns noch einmal das Detail-Editor-Panel ins Gedächtnis rufen und uns anschauen, wie dort Noten-Events verarbeitet werden und was für riesige Möglichkeiten die Einzelnoten-Modulation in Bitwig Studio bietet. Danach werden wir den letzten Bereich des Panels kennenlernen, der uns erlaubt, mit mehreren Clips und Spuren gleichzeitig zu Arbeiten. Zuletzt werden wir unseren Blick auf die Edit-Anzeige richten, dem dritten und letzten Panel-Set.
Lassen Sie uns mit der Arbeit an Noten-Events beginnen.
Notenclips im Detail-Editor-Panel
Das Detail-Editor-Panel haben wir zwar schon ausführlich besprochen, tatsächlich aber kennen wir gerade mal die Hälfte seiner Funktionen. Wir werden also wieder mit diesem Panel beginnen, weil sich das Detail-Editor-Panel an Notenclips anpasst und uns andere Optionen zur Bearbeitung bietet.
Um die zwei Ausführungen des Detail-Editor-Panels besser zu verstehen, müssen wir zunächst die Unterschiede zwischen Audio-Events und Noten verdeutlichen. (Diese bestehen ganz offensichtlich aus unterschiedlichem Ausgangsmaterial, aber auch die Art und Weise, wie sie strukturiert sind und gespeichert werden, ist hier wichtig.) Der größte Unterschied ist, dass Audio-Events aus einem Stück bestehen, wohingegen sich mehrere Noten-Events unterschiedlicher Tonhöhe überlagern können.
Es kann immer nur ein Audioclip an einer bestimmten Position eines Clips vorhanden sein. Audio-Events können somit zwar nacheinander arrangiert, aber nicht gleichzeitig abgespielt werden. Außerdem besitzen Audio-Events untereinander keine Prioritäten, deshalb "gewinnt" immer das zuletzt platzierte Event.
Wenn Sie ein Audio-Event auf eine Position verschieben, auf der bereits ein anderes Event liegt, wird das neue Event die Position einnehmen und das vorhandene "darunter" löschen.
Dies geschieht, weil zwei Audio-Events nicht dieselbe Position einnehmen können. (Clips verhalten sich im Übrigen genauso.) Dies verdeutlicht uns die Lücke, die entsteht, wenn wir das neue Event auf seine ursprüngliche Position zurückbewegen.
Das wichtigste Merkmal jeder Note ist die Tonhöhe, mit der wir die einzelnen Töne voneinander unterscheiden können. Da wir jetzt ein Unterscheidungsmerkmal haben, dürfen sich Noten im Gegensatz zu Audio-Events überlagern.
Akkorde und andere sich überlagernde Noten sind ein Teil von Musik. So wie Audio-Events (mit eigenen Headern) die kleinsten Einheiten von Audiodaten sind, mit denen wir arbeiten, sind es hier nun einzelne Noten.
Wir werden nun auf die vielen Gemeinsamkeiten beim Editieren von Audio-Events und Noten zu sprechen kommen. Wir beginnen im Detail-Editor-Panel.
Der Aufbau des Detail-Editor-Panels
Wenn Sie einen Notenclip im Clip-Launcher-Panel oder im Arranger doppelklicken, wird das Detail-Editor-Panel aufgerufen und der Clip fokussiert.
Vieles hier ist uns bereits bekannt, wie z. B. das Taktlineal (siehe Arrange-Bereich, Arranger-Zeitleiste und Zoomen), die Clip-Aliasse (siehe Spur-Editiermodus), der Clip-Editing-Schalter (siehe Clip-Editiermodus), die Taktraster-Einstellungen des Panels (siehe Taktraster-Einstellungen), die Snap-Einstellungen (siehe Verschieben von Clips und Snap-Einstellungen und der Follow-Playback-Schalter (siehe Schalter für Arrange-Ansichten). Das Panel kann in seiner vertikalen Größe verändert werden, ebenso können Sie in die Y-Achse hineinzoomen, indem Sie auf den dunkelgrauen Bereich neben der Klaviatur klicken und die Maus bei gehaltener Taste horizontal bewegen.
In der obigen Abbildung ist der Piano-Editor zu sehen. Mit einem Klick auf das Drum-Pad-Icon wechselt die Ansicht zum Drum-Editor. Bei fast allen Instrumenten werden ausschließlich Noten angezeigt, die auf der aktuell selektierten Spur (im Spur-Editiermodus) oder im selektierten Clip (im Clip-Editiermodus ) vorhanden sind.
Wenn das primäre Instrument der Spur die Drum Machine ist, werden alle Noten aller verwendeten Zellen angezeigt.
In beiden Fällen funktioniert der Rest des Panels wie gewohnt.
Außerdem werden drei neue Schalter in der linken unteren Ecke des Detail-Editor-Panels angezeigt.
Wenn der Vorhör-Schalter aktiviert ist, wird beim Verschieben einer Note auf eine neue Tonhöhe die entsprechende Note an die Device-Chain der Spur gesendet. So können Sie die neue Tonhöhe vorhören.
Zusätzlich wird beim Klicken auf die Klaviatur links vom Noten-Event-Bereich eine Note gesendet, sofern der Vorhör-Schalter aktiviert ist.
Wenn einer der Note-Expression-Schalter aktiviert ist, wird unter dem Noten-Event-Bereich der Note-Expression-Bereich angezeigt.
Der Micropitch-Schalter aktiviert den Micropitch-Editiermodus (siehe Micropitch-Editiermodus). Beachten Sie, dass dieser Modus nur im Piano-Editor verfügbar ist.
Noten einzeichnen und Quick Draw
Neben der Aufnahme oder dem Import von Notenclips können Sie im Detail-Editor-Panel Noten in einen Clip auch einzeichnen.
Um eine einzelne Note innerhalb eines Notenclips einzuzeichnen, können Sie entweder einen Doppelklick mit dem Auswahlwerkzeug oder einen einfachen Klick mit dem Stiftwerkzeug innerhalb eines Notenclips ausführen.
Noten werden mit einer Anschlagsstärke von 78.7 %
(das entspricht dem Wert 100
von 127) und einer Länge entsprechend dem Taktrasterwert erstellt. Diese Werte können Sie verändern, während Sie eine Note einzeichnen.
Um die Anschlagsstärke einer Note während des Einzeichnens festzulegen, halten Sie die Maustaste weiterhin gedrückt und ziehen den Cursor nach oben oder unten.
Um die Länge einer Note während des Einzeichnens festzulegen, halten Sie die Maustaste weiterhin gedrückt und ziehen den Cursor nach rechts oder links.
Nachdem Sie eine Note mit neuen Werten für Anschlagsstärke oder Notenlänge erstellt haben, werden diese Werte für alle weiteren Noten in diesem Clip als Voreinstellung übernommen.
Quick Draw ist eine Funktion, mit der Sie mehrere Noten in einem Durchgang erstellen können. Dafür muss das Stiftwerkzeug ausgewählt sein.
Um aufeinanderfolgende Noten innerhalb eines Notenclips zu erstellen, halten Sie die ALT-Taste gedrückt, klicken Sie auf die Position, wo die erste Note erstellt werden soll, und ziehen dann den Cursor bei gedrückter Maustaste bis zur Position der letzten Note.
Der aktuelle Wert des Taktrasters (im obigen Beispiel 1/16
-Noten) legt sowohl die Länge jeder Note als auch die quantisierte Startposition der Notenserie fest. Auch hier kann wieder durch Ziehen des Cursors nach oben und unten die Anschlagsstärke eingestellt werden. Falls Sie lieber verschiedene Tonhöhen einzeichnen wollen (ähnlich einem Step-Sequenzer), ist dies auch möglich.
Um aufeinanderfolgende Noten mit unterschiedlichen Tonhöhen innerhalb eines Notenclips zu erstellen, halten Sie die ALT-Taste gedrückt und klicken Sie, um den Quick-Draw-Modus zu aktivieren. Halten Sie dann zusätzlich die SHIFT-Taste gedrückt, um verschiedene Tonhöhen einzeichnen zu können.
Notenfarben
Wenn Sie mit Noten im Detail-Editor-Panel arbeiten, stehen Ihnen mehrere Option zum Einfärben von Noten zur Verfügung. Mit einem Rechtsklick auf einen leeren Bereich des Editors öffnet sich ein Kontextmenü mit mehreren Optionen für die NOTE COLORS.
Clip
verwendet für die Noten die Farbe des übergeordneten Clips. Die Anschlagsstärke jeder Note wird durch die Farbsättigung dargestellt.Note Channel
färbt jede Note nach dem Kanal ein, auf dem sie sich befindet. Die Anschlagsstärke jeder Note wird durch die Farbsättigung dargestellt. Im folgenden Bild sehen wir mehrere Akkorde, deren Noten sich auf alle Kanäle verteilen. Der Akkord ganz links startet auf Kanal 1, der Akkord ganz rechts endet auf Kanal 16.Pitch Class
färbt die Noten nach ihrer Tonhöhe ein (zum Beispiel werden alleC
in derselben Farbe dargestellt, ebenso alleC#
, alleD
etc.). Die Anschlagsstärke jeder Note wird durch die Farbsättigung dargestellt. Die Farbgebung basiert auf dem Quintenzirkel, wobei harmonisch verbundene Intervalle ähnliche Farben haben, dissonante Intervalle dagegen Kontrastfarben verwenden.Um dies zu illustrieren, sind in der unteren Abbildung alle Noten der Akkorde im Abstand einer Quinte (
C
-G
, dannG
-D
, dannD
-A
und so weiter). Wir sehen, dass konsonante Intervalle wie Quinten in ähnlichen Farben dargestellt werden, während eher dissonante Intervalle wie Halbtonschritte (zum BeispielG
zuG#
) und Dreiklänge (C#
zuF
) einen starken Kontrast aufweisen.Velocity
färbt jede Note nach ihrer Anschlagsstärke ein. Dies ist besonders für detaillierte Arbeit mit Noten hilfreich.Der verwendete Farbbereich ist ähnlich zu einer Lautstärkeanzeige in einem Mischpult. Geringe Anschlagsstärke wird in einem blassen Grün dargestellt, dann ein kräftiges Grün, Gelb, Orange und schließlich Rot. In der unteren Abbildung ist dies gut zu sehen.
Note-Event-Expressions
Wie Audio-Event-Expressions sind Note-Expressions Parameter, die für jede Note individuell gesetzt werden können. Viele dieser Parameter können sich über die Notenlänge verändern, sodass man sie auch als eine spezielle Art von Automationskurven bezeichnen könnte.
Es kann immer nur eine Note-Expression gleichzeitig angezeigt werden. Mit einem Klick auf einen Namen der Liste wählen Sie diese aus. Wir sehen uns diese nun der Reihe nach an.
Anmerkung | |
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Für alle Note-Expressions einschließlich Micro-Pitch (siehe Micropitch-Editiermodus) ist der Parameter Verteilung für jeden Expression-Punkt verfügbar (siehe Verteilung von Expressions). |
Velocity-Expressions
Velocity-Expressions stellen die Anschlagsstärke dar, mit der eine Note abgespielt werden soll.
Ähnlich der MIDI-Spezifikation besteht eine Velocity-Expression aus einem Wert, der beim Notenbeginn übertragen wird. Jedes Device entscheidet selbst, auf welche Weise Velocity verwendet wird. Jedes Device oder Plug-in kann mithilfe des Expressions-Modulator-Devices Velocity-Expressions verarbeiten. Für weitere Informationen zum Gebrauch von Modulator-Devices lesen Sie bitte Modulator-Devices, für Informationen über das Expressions-Device lesen Sie bitte Expressions.
Um eine Velocity-Expression zu verändern, bewegen Sie die Maus über eine Velocity-Expression, bis ein Cursor mit einem doppelten Pfeil erscheint. Klicken und ziehen Sie dann die Expression in vertikaler Richtung.
Noten haben dieselbe Farbe wie der Clip, in dem sie sich befinden, und die Farbsättigung zeigt Ihnen analog dazu die Anschlagsstärke einer Note an. Eine Note mit maximaler Velocity (100 %
) erscheint in der vollen Farbe des Clips. Mit abnehmender Velocity ändert sich die Farbintensität einer Note.
Chance Expressions
Chance Expressions legen die Wiedergabewahrscheinlichkeit für jede Note fest (siehe Chance).
Genau wie bei der Anschlagsstärke (Velocity) wird Chance nur einmal pro Event am Beginn festgelegt.
Alle anderen Expressions können wie Automationsdaten über die gesamte Länge einer Note eingezeichnet werden. Dies schauen wir uns im Folgenden an.
Gain-Expressions
Eine Gain-Expression ist die Steuerung der Lautstärke einer Note.
Die Expressions der einzelnen Noten besitzen anfangs keine individuellen Punkte. Indem Sie auf die Expression einer Note klicken und ziehen, erstellen Sie den ersten Punkt und legen den Wert für die gesamte Expression fest.
Sobald ein erster Punkt erstellt ist, können Sie weitere Punkte auf dieselbe Art und Weise wie Automationspunkte hinzufügen und editieren (siehe Zeichnen und Editieren von Automationsdaten).
Eine Gain-Expression wird in Einheiten von Dezibel gemessen. Eine zentrierte Linie stellt einen Wert von null Dezibel dar (keine Veränderung).
Eine Gain-Expression ist in ihrer Funktion ähnlich einer Lautstärke-Automation. Der Unterschied ist, dass die Expression die Lautstärke am Anfang des Audiosignalpfads beeinflusst – in diesem Fall am Ausgang des Instruments (Pre-FX Chain), welches das Audiosignal erzeugt. Dagegen wird die Lautstärke-Automation erst am Ende des Signalflusses einer Spur angewandt (nach dem Durchlaufen der Device-Chain).
Pan-Expressions
Die Pan-Expression steuert die Position der Note im Stereobild.
Sobald ein erster Punkt erstellt ist, können Sie weitere Punkte auf dieselbe Art und Weise wie Automationspunkte hinzufügen und editieren (siehe Zeichnen und Editieren von Automationsdaten).
Eine Pan-Expression wird mit einer bipolaren Prozentanzeige dargestellt. Wenn die Linie zentriert ist und 0.00 %
anzeigt, liegt das Audio-Event in der Stereomitte, bei 100 %
liegt es ganz rechts und bei -100 %
ganz links.
Genau wie die Gain-Expression kommt die Pan-Expression am Beginn des Audiosignalpfads zum Einsatz. Es gibt keine direkte Interaktion mit der Pan-Automation, die im Mixer nach der Device-Chain zum Einsatz kommt.
Timbre-Expressions
Timbre-Expressions sind zuweisbare Modulationsquellen für einzelne Noten.
Sobald ein erster Punkt erstellt ist, können Sie weitere Punkte auf dieselbe Art und Weise wie Automationspunkte hinzufügen und editieren (siehe Zeichnen und Editieren von Automationsdaten).
Das Wort Timbre steht für die Klangfarbe eines Sounds, allerdings hat die Timbre-Expression in diesem Fall keine fest zugewiesene Aufgabe. Vielmehr kann sie dazu verwendet werden, einen oder mehrere Parameter eines Instruments einer Spur frei zu modulieren (siehe Das Unified-Modulation-System). Die Zuweisung nehmen Sie über die TMB-Modulationsquelle vor, die in jedem Device oder Plug-in über das Expressions-Modulator-Device zur Verfügung steht. Für weitere Informationen zum Gebrauch von Modulator-Devices lesen Sie bitte Modulator-Devices, für Informationen über das Expressions-Device Expressions.
Eine Timbre-Expression wird mit einem bipolaren Prozentwert dargestellt, bei dem eine zentrierte Linie den Wert 0.00 %
hat und die Minimal- und Maximalwerte jeweils bei -100 %
bzw. 100 %
liegen.
Ähnlich den Gain- und Pan-Expressions wird die Timbre-Expression innerhalb des Instruments am Anfang des Audiosignalpfads angewandt.
Pressure-Expressions
Pressure-Expressions sind zuweisbare Modulationsquellen für einzelne Noten.
Sobald ein erster Punkt erstellt ist, können Sie weitere Punkte auf dieselbe Art und Weise wie Automationspunkte hinzufügen und editieren (siehe Zeichnen und Editieren von Automationsdaten).
Wie das Wort Pressure schon vermuten lässt, hat diese Expression eine ähnliche Funktion wie die polyphone Anschlagsstärke (oder Aftertouch) von MIDI-Daten. Die Pressure-Expression hat jedoch keine fest zugewiesene Funktion. Vielmehr kann sie dazu verwendet werden, einen oder mehrere Parameter eines Instrumenten-Devices (siehe Das Unified-Modulation-System) einer Spur frei zu modulieren. Die Zuweisung erfolgt über die PRES-Modulationsquelle, die in jedem Device oder Plug-in über das Expressions-Modulator-Device zur Verfügung steht. Für weitere Informationen zum Gebrauch von Modulator-Devices lesen Sie bitte Modulator-Devices, für Informationen über das Expressions-Device Expressions.
Wenn Sie mit externen MIDI-Instrumenten mithilfe des Hardware-Instrument-Devices (siehe HW Instrument) arbeiten, werden alle Pressure-Expressions direkt als MIDI-Nachricht "polyphone Anschlagsstärke" übertragen.
Eine Pressure-Expression wird mit einem Prozentwert zwischen 0.00 %
und 100 %
dargestellt.
Ähnlich den Gain-, Pan- und Timbre-Expressions wird die Pressure-Expression innerhalb des Instruments am Anfang des Audiosignalpfads angewandt.
Micropitch-Editiermodus
Wenn Sie Noten bearbeiten, zeigt das Detail-Editor-Panel standardmäßig einen "Pianorollen-Editor" an. Dort tragen Sie Noten in ein Koordinatensystem ein, das aus einer vertikalen Tonhöhen- und einer horizontalen Zeitachse besteht. Noten werden auf dieselbe Art und Weise erstellt und bearbeitet wie Clips (siehe Clips hinzufügen, Verschieben von Clips und Snap-Einstellungen und Verändern der Clip-Länge).
Im Detail-Editor-Panel werden Noten standardmäßig in Halbtonschritten bearbeitet. Wir können jedoch in den Micropitch-Editiermodus wechseln, indem wir den Micropitch-Schalter aktivieren.
Anmerkung | |
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Micropitch-Editierung basiert auf Bitwig Studios Einzelnoten-Modulation. Micropitch-Expressions funktionieren mit Bitwigs eigenen Instrumenten sowie mit CLAP Plug-ins (sofern es vom jeweiligen Plug-in unterstützt wird). Der Micropitch-Editiermodus ist nicht verfügbar, solange der Fold-Notes-Schalter aktiviert ist. |
Es werden nun dünne Linien in der Mitte einer Note angezeigt. Wir können hineinzoomen, um besser damit arbeiten zu können.
Diese Linien sind Micropitch-Expressions. Wie alle anderen Note-Expressions sind Micropitch-Expressions immer für einzelne Noten verfügbar. Somit können Sie beispielsweise die Tonhöhe jeder Note präzise editieren oder die Tonhöhe sogar während der Wiedergabe verändern. Sie können sich Micropitch-Expressions wie eine polyphone Version von MIDI Pitchbend vorstellen, wo jede Note ihre eigene Pitchkurve hat.
Micropitch-Expressions werden in Halbtonschritten gemessen, wobei eine zentrierte Linie den Wert 0.00
darstellt (keine Veränderung der Tonhöhe). Der Maximalwert liegt bei 24
(zwei Oktaven nach oben), der Minimalwert bei -24.00
(zwei Oktaven nach unten).
Einige Beispiele, wie Sie dies einsetzen können:
Sie erstellen einen Akkord, bei dem sich die Tonhöhe einer Note verändert, bei allen anderen aber gehalten wird.
Sie erstellen eine Leadstimme mit Übergängen, bei denen jede Note (mit einer Gain-Expression) am Ende ausgeblendet wird, während sie auf die Tonhöhe der nächsten gezogen wird.
Sie erstellen ein Solo, bei dem Sie den Verlauf des Vibratos präzise einzeichnen können.
Sie erstellen einen mikrotonalen Part, bei dem Sie die Tonhöhe jeder einzelnen Note genau definieren.
Sie erstellen einen Part, bei dem Sie all diese Ideen miteinander kombinieren.
Wie alle anderen Note-Expressions, die automatisiert werden können, ist auch jede Micropitch-Expression anfangs leer. Die zentrierte Linie zeigt an, dass die Note nach der Standard-Tonhöhe gestimmt ist.
Wenn Sie zum ersten Mal auf die Micropitch-Expression klicken und ziehen, erstellen Sie einen ersten Punkt innerhalb der Expression und legen den Wert der gesamten Expression fest. In den meisten Fällen sollten Sie so mit einem einfachen Klick auf die Expression beginnen.
Sobald ein erster Punkt der Micropitch-Expression erstellt ist, können Sie weitere Punkte auf dieselbe Art und Weise wie Automationspunkte hinzufügen und editieren (siehe Zeichnen und Editieren von Automationsdaten).
Die Option Semitone-Snapping lässt die Punkte der Micropitch-Expression in Halbtonschritten einrasten. Genau wie bei den Optionen zum Position-Snapping (siehe Verschieben von Clips und Snap-Einstellungen) können Sie dieses Verhalten durch Drücken von SHIFT an- oder abstellen. In der Standardeinstellung ist Semitone-Snapping aktiviert.
Layered-Editing-Modus
Wir haben die Arbeit mit dem Detail-Editor-Panel auf verschiedenen Ebenen kennengelernt. Wir haben sowohl den Clip-Editiermodus untersucht, als das Panel auf einen einzelnen Clip fokussiert war, als auch den Spur-Editiermodus kennengelernt, als der Inhalt einer ganzen Spur im Panel angezeigt wurde. Doch eine letzte, größere Ebene kennen wir noch nicht.
Im Layered-Editing-Modus gibt es zwar immer noch einen Clip-Editing-Schalter, mit dem wir zwischen Clip- und Spureditiermodus wechseln können. Aber sobald wir uns zwischen der Bearbeitung von Clips oder Spuren entschieden haben, erlaubt uns der Layered-Editing-Modus, mehrere Clips oder Spuren gleichzeitig anzuzeigen und zu bearbeiten.
Wir gelangen in den Layered-Editing-Modus, indem wir den Layered-Editing-Schalter aktivieren.
In der obigen Abbildung befinden wir uns im Spur-Editiermodus, welchen wir am vertikalen Schalter Spur-Editiermodus eingestellt haben.
Anmerkung | |
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In der Spalte rechts neben den vertikalen Schaltern befinden sich oben zwei weitere Schalter. Wenn dort TRACKS ausgewählt ist, können Sie in der Liste darunter eine Spur auswählen, die Sie editieren möchten. Wenn der Clip-Editing-Schalter aktiviert ist, steht dort stattdessen CLIPS. Verwenden Sie die Option CHANNELS, wenn Sie Noten nach Kanälen getrennt editieren wollen (siehe Layered-Editing nach Kanälen). |
Wenn wir uns zuvor im Spur-Editiermodus innerhalb des Detail-Editor-Panels befanden, wurde im oberen Bereich des Panels ein Clip-Alias angezeigt. Im Layered-Editing-Modus wird nun stattdessen ein Clip-Indikator angezeigt. Der Indikator zeigt uns zwar immer noch die Start- und Endzeiten des angezeigten Clips an, aber wir sehen weder den Namen des Clips noch können wir seine Länge oder Position verändern.
Abgesehen von diesen Punkten bleibt die rechte Seite des Panels unverändert. Auf der linken Seite hingegen finden wir einige Neuerungen.
Ganz links am oberen Rand des Detail-Editor-Panels befinden sich zwei Schalter, die wir bereits kennen: der Layered-Editing-Schalter und der Clip-Editing-Schalter. Sobald wie im obigen Bild der Clip-Editing-Schalter deaktiviert ist, erscheinen darunter zwei neue Schalter.
Wenn der Noten-Editor-Schalter aktiviert ist, können wir im Detail-Editor-Panel Noten editieren, wie wir es in diesem Kapitel kennengelernt haben. Falls der Audio-Editor-Schalter aktiviert ist, können wir im Detail-Editor-Panel Audiodaten editieren, wie wir es im vorherigen Kapitel kennengelernt haben. Es kann immer nur eine dieser beiden Optionen aktiviert sein.
Wir müssen uns also entweder für den Clip- oder den Spur-Editiermodus entscheiden. Und auch dafür, ob wir Audio- oder Notenclips bearbeiten wollen.
Layered-Editing im Spurmodus
Nachdem wir unsere Modi gewählt haben, werden im Bereich Spursteuerung eine Reihe von Reglern für jedes Instrument und jede Hybridspur dargestellt, die es im aktuellen Projekt gibt. Es gibt folgende Regler:
Spur-Farbbalken: Eine Anzeige der Farbe, welche der Spur zugeordnet ist.
Mit dem Ziel-Schalter können Sie eine Spur als Ziel für alle neu aufzunehmenden Noten bestimmen. Es kann immer nur eine Spur als Ziel ausgewählt werden. Beachten Sie, dass durch einen Klick auf den Spurnamen oder durch die Editierung von Noten die Spur automatisch als Ziel ausgewählt wird.
Anmerkung Wenn Sie mit der rechten Maustaste auf einen beliebigen Bereich der Spursteuerung klicken und dann die Option Selected Layer Becomes Target Layer deaktivieren, wählen Sie mit einem Klick auf den Namen eine Ebene nicht mehr automatisch als Ziel aus.
Spurname: Der Name, welcher der Spur zugewiesen ist.
Mit dem Anzeige-Schalter können Sie Ebenen ein- oder ausblenden, selbst wenn sie nicht ausgewählt sind.
Bei aktiviertem Verriegelungsschalter wird verhindert, dass der Inhalt der Ebene ausgewählt oder editiert wird. Wenn eine verriegelte Ebene angezeigt wird, wird ihr Inhalt abgedunkelt dargestellt.
Um eine Ebene sichtbar zu machen, aktivieren Sie den Anzeigeschalter.
Alle unverriegelten Spuren können mit allen Bearbeitungstechniken editiert werden, die wir bereits kennen. Daten verschiedener Spuren können auch gemeinsam bearbeitet werden und außerdem in Relation zueinander mit Object-Snapping verschoben werden (siehe Verschieben von Clips und Snap-Einstellungen).
Alle Clip-Indikatoren der Zielspur werden außerdem schattiert dargestellt, um den Bereich zu verdeutlichen, in welchem Sie arbeiten, und um anzuzeigen, wie sich die Grenzen dieses Bereichs verändern, wenn Sie Noten in einen leeren Bereich verschieben.
Zuletzt gibt es im Noten-Editor noch die Hintergrundanzeige. Das Menü Background befindet sich unterhalb der Spur-Steuerung und erlaubt Ihnen, einen Hintergrund für den Notenbereich auszuwählen. Sie können zwischen None
(keine Hintergrundanzeige) oder einer beliebigen Audio- oder Hybridspur des aktuellen Projekts wählen.
Die Anzeige eines Hintergrunds kann eine hilfreiche Referenz beim Editieren sein.
Layered-Editing im Clip-Modus
Beim Umschalten vom Spur- zum Clip-Editiermodus werden Ihnen einige Änderungen auffallen.
Die rechte Seite des Detail-Editor-Panels bliebt im Gegensatz zum bereits bekannten Clip-Editiermodus in großen Teilen unverändert.
Auf der linken Seite wurde die Spursteuerung durch die Clip-Steuerung ersetzt. Der größte Unterschied ist, dass hier nur Clips auftauchen, die gerade im aktiven Sequenzer (Arranger oder Clip-Launcher-Panel) ausgewählt sind.
Weil Sie Ihre Auswahl im Sequenzer treffen, werden keine Anzeige-Schalter benötigt. Außerdem tauchen die Schalter für den Noten- und Audio-Editor nur dann auf, wenn Sie beide Arten von Clips ausgewählt haben.
Abgesehen von diesen Änderungen funktioniert alles so wie erwartet.
Layered-Editing nach Kanälen
Das Bearbeiten von Noten-Events können Sie auch nach Kanälen getrennt vornehmen.
Die beiden vertikalen Schalter für den Spur- und Clip-Editiermodus sind immer noch vorhanden. Damit können Sie festlegen, ob Sie eine ganze Spur oder einen einzelnen Clip editieren wollen.
Die grafische Oberfläche ist eine vereinfachte Version dessen, was wir bereits kennen. Auf jeder Ebene werden Daten eines MIDI-Kanals dargestellt. Bereits verwendete Kanäle erscheinen am Anfang der Liste in einem hellen Weiß. Der einzige Unterschied besteht im Menü der Anzeigemodi, das sich unterhalb der Kanalebenen befindet. Folgende Optionen stehen zur Auswahl:
All channels
zeigt alle Noten sämtlicher Kanäle an. Sie lassen sich frei editieren.Selected channels
erlaubt Ihnen nur das Bearbeiten von ausgewählten Kanälen. Nicht ausgewählte Kanäle werden zwar angezeigt, sind aber stark verdunkelt.Selected channels (hide others)
erlaubt Ihnen nur das Bearbeiten von ausgewählten Kanälen. Nicht ausgewählte Kanäle werden nicht angezeigt.
Layered-Editing im Audio-Editor
Beim Umschalten vom Noten- zum Audio-Editor werden Ihnen auch einige Änderungen auffallen.
Im Spur-Editiermodus können Sie, wie im vorherigen Kapitel beschrieben, frei mit Audio-Events arbeiten. Im Clip-Editiermodus können Sie sowohl mit Audio-Events als auch mit Audioclips arbeiten.
Ebenso können Audio-Expressions in beiden Modi bearbeitet werden. Ein Audio-Event-Expression-Menü taucht oberhalb des Spur-Headers auf und legt fest, welche Expression global angezeigt wird.
Auch hier können Events und/oder Expressions in Relation zueinander mit Object-Snapping editiert werden (siehe Verschieben von Clips und Snap-Einstellungen).
Das letzte neue Anzeigeelement ist der Spurgrößen-Schalter. Wenn dieser aktiviert ist, führt eine Veränderung der Größe des Detail-Editor-Panels auch zu einer Veränderung der Höhe der einzelnen Spuren bzw. der einzelnen Clips.
Abgesehen von diesen Änderungen funktioniert der Editor so wie gewohnt.
Layered Comping
Der Layered-Editing-Modus ermöglicht neben der Bearbeitung normaler Clips auch das Layered Comping, also die gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Comping-Clips (siehe Comping in Bitwig Studio). Dies ist vor allem dann von Vorteil, wenn Comps bearbeitet werden sollen, die simultan aufgenommen worden sind. Doch auch in anderen Fällen kann Layered Comping Vorteile bringen.
Um im Layered-Comping-Modus zu arbeiten, wählen Sie mehrere Clips aus, die Comping-Daten enthalten, öffnen dann das Detail-Editor-Panel und klicken auf den Schalter Layered Editing.
Alle Comping-Spuren befinden sich im oberen Bereich (in diesem Fall drei), die Take-Lanes darunter zeigen immer nur die Takes einer dieser Spuren.
Um nur einen einzelnen Comp zu bearbeiten, während man sich im Layered-Editing-Modus befindet, halten Sie während der Bearbeitung des Comps CTRL (CMD auf dem Mac) gedrückt.
- 0. Willkommen zu Bitwig Studio
- 1. Die Grundlagen von Bitwig Studio
- 2. Die Benutzeroberfläche
- 3. Die Arrange-Ansicht und Spuren
- 4. Browser in Bitwig Studio
- 5. Arranger Clips
- 6. Der Clip-Launcher
- 7. Die Mix-Ansicht
- 8. Einführung in die Devices
- 9. Automation
- 10. Arbeiten mit Audio-Events
- 11. Arbeiten mit Noten
- 12. Operatoren für lebendige musikalische Sequenzen
- 13. Wechseln zwischen Noten und Audiodaten
- 14. Arbeiten mit Projekten und Exportfunktionen
- 15. MIDI-Controller
- 16. Modulatoren, Device Nesting und mehr
- 17. Willkommen im Grid
- 18. Arbeiten mit einem Tablet-PC
- 19. Device-Referenz
- 19. Impressum